Bara Tag 1+2: Einstieg ins Abenteuer

Bara Tag 1+2: Einstieg ins Abenteuer

Gestern war es soweit: unser erster Arbeitstag am Chris Hani Baragwanath Academic Hospital in Soweto stand an. Nach einer doch leicht unruhigen Nacht mit nicht allzu viel Schlaf (wir haben noch versucht die Last Minute Infos uns einzuprägen) klingelte pünktlich um 5:25 der Wecker. Rein in die Arbeitskleidung, noch ein wenig Equipment zusammen gesucht, fix gefrühstückt und gegen 6:15 dann Abfahrt zum Krankenhaus. Die Strecke besteht zum größten Teil aus Freeways, sodass man nicht etliche Kilometer auf kleinen Straßen rumfahren muss. Abfahrt Soweto genommen und wenige Minuten später standen wir schon vor dem Haupteingang des Krankenhauses. Durch die Schranke wurden wir durchgewunken und konnten uns nun auf Parkplatzsuche auf dem riesigen Gelände begeben. Von dort ging es dann zu Fuß mit einem kleinen Umweg in den sogenannten Resus (eine Art Schockraumstation in der Trauma Unit), wo um 7 Uhr die Morgenrunde startet. Während dem Fußmarsch über das Gelände haben wir auch schön versucht so auszusehen, als ob wir genau wussten, wo wir hinwollen und nicht, als ob wir frische Elective Students sind, die nicht wissen, wo hinten und vorne ist 😀

Mehr Infos übers Bara gibt es nochmal in einem neuen Post, wenn wir ein wenig mehr Zeit haben. Nur mal kurz: laut Wikipedia hat das Krankenhaus 3200 Betten und ist das größte Afrikas, bzw. Das drittgrößte der Welt. Notfälle kommen täglich in Scharen und werden in Trauma (im weitesten Sinne chirurgisch) und Emergency (alles andere: innere, Neuro, etc) unterteilt. Wir sind während unseres Aufenthalts komplett in der Trauma Unit sein, die sich weiter unterteilt in Resus (Schockraumstation mit mehreren Beatmungsbetten), das Surgical Pit (hier kommt alles hin, was nicht in den Resus muss) und den Trauma Ward (Eine Station mit über 50 Betten- alle in einem Raum).

An Tag 1 haben wir uns dann also zusammen mit den anderen deutschen PJlern, sowie den einheimischen Studenten und allen Ärzten, die gerade aus der Nacht kamen und allen die den Tagdienst antraten, zur Morgenvisite im Resus getroffen. Dort wurden alle Patienten besprochen. Dann ging es weiter ins Pit, alle anwesenden PAtienten besprechen, dann weiter auf den Ward und alle neuen Patienten besprechen. Dann ging es los mit der ersten praktischen Aufgabe: arterielle BGA (hier wird das ganze femoral gemacht – also an der Leiste, anstatt wie in Deutschland üblich am Handgelenk) Aber dafür sind wir ja unter anderem hier: neues lernen. Dann ging es ab zur Morgenbesprechung und dann wieder zurück ins Pit/zum Resus. Hier wurden wir ein wenig von der Schweizer PJlerin, die schon ein paar Wochen da ist eingewiesen und dann ging es eigentlich direkt los mit: Patienten untersuchen, das Untersuchte nach ABCDE Schema dokumentieren und das Weitere vorgehen mit den Ärzten besprechen und ggf. Auch durchführen. Da wir sehr viele Studenten + 4 Pfleger/Anästhesisten vom schwedischen Militär waren, die alle ihren ersten Tag hatten, haben wir uns meist mit mehreren Leuten die PAtienten geschnappt, sodass es für den Einzelnen nicht immer so viel an praktischen Dingen zu tun gab. Immerhin haben wir aber einen Schnitt direkt unter dem Auge genäht, was gar nicht so einfach war, Blut abgenommen (schön mit Nadel anstatt Butterfly – was ein Luxus in Deutschland), Zugang gelegt (die haben hier keine Flügel zum anfassen und auch keinen Spitzenschutz beim Rausziehen, also Obacht) und einfach Patienten untersucht. Es war alles noch etwas chaotisch und man muss sich alles an Material irgendwie zusammen suchen oder ganz lieb die Pflege fragen, die z.b. Die Nahtsets verwahrt. AUßerdem war scheinbar für einen Wochentag recht viel zu tun, sodass wir trotz der vielen Studenten gerade zum Ende hin doch noch viel zu tun war und wir statt zum Schichtende um 19 Uhr erst gegen 19:40 Uhr gegangen sind. Danach waren wir dann doch auch recht kaputt und froh, das Auto schnell gefunden zu haben, problemlos nach Hause gefahren zu sein (war ja bereits dunkel) und eine schöne Überraschung folgte dort noch: Alan hat uns bekocht, sodass wir einfach duschen, in netter Runde zu 6 Essen und einen Schluck Wein trinken konnten und uns dann auch nicht allzu früh gegen 22:30 Richtung Bett aufmachen konnten. Der Wecker klingelte heute ja schließlich wieder um 5:25.

FAZIT Tag 1: 1) fast alle sind sehr nett und meist auch hilfsbereit! 2) man arbeitet recht selbstständig und hat auch eine gewisse Verantwortung, dass die Patienten auch das bekommen, was sie brauchen (z.B. Gewisse BIldgebung, Medis). 3) vieles dauert einfach sehr lange und geht manchmal über komplizierte Umwege. 4) es ist definitiv eine ganz andere Erfahrung hier zu sein und gar kein Vergleich zu Deutschland: allein am ersten Tag haben wir von Schusswunden, über Stichverletzungen bis zu unzähligen Opfern von Verkehrsunfällen schon jede Menge Deutschland-untypischer Patienten gesehen. 5) Wir waren schon ziemlich kaputt, auch wenn wir auf dem Foto recht entspannt aussehen. Vielleicht ist es die Freude darüber, unsere erste Schicht überstanden zu haben, gleich Essen zu bekommen und zeitnah schlafen zu dürfen 😀 6) es ist schon irgendwie interessant, aber auch etwas überfordernd und wir sind schon gespannt, was die nächsten Wochen noch so bringen werden.

Tag 2: nach einer ebenfalls nicht allzu langen NAcht ging es also nun wieder ins Bara. GLeiches Spiel wie gestern am Morgen. Unterschied: heute gab es eine Einführung von Prof. Plani, dem Chef der Trauma Unit. Er hat so viele hilfreiche Dokumente und Bücher zur Verfügung gestellt, die man in der ganzen ZEit hier glaub ich gar nicht schafft durchzuarbeiten 😀 Aber die Erwartungen an alle seine Mitarbeiter und somit an uns sind auch schon hoch. Aber das kriegen wir schon irgendwie hin 😉 Heute war im Gegensatz zu gestern weniger los, sodass wir uns in Ruhe was zum Mittagessen besorgt haben (ist zwar nicht unbedingt teuer, die Auswahl ist aber etwas begrenzt, sodass wir uns vll doch mal etwas mitnehmen müssen). Danach sind wir immer wieder zwischen dem Pit/Resus und der Station (die ca. 5 Minuten FUßmarsch (im Freien – Fotos werden folgen) entfernt ist) hin und hergelaufen, um zu schauen, wo wir helfen können. Faszinierend wie schnell man sich jetzt schon auskennt, obwohl man erst so kurz hier ist. Wenn man aber tatsächlich viel macht und auch hin und her läuft, passiert das aber eben auch scheinbar schneller 😀 Kurz vor Schichtende kam dann noch ein Patient mit selbst zugefügten Verbrennungen von etwa 35% der Körperoberfläche in den Resus, den wir mit sterilem Wasser abgeschrubbt haben, wobei sich die schon kaputte, aber noch am Körper befindliche Haut auch noch ablöste. Für manch einen eine etwas befremdliche und nicht schön anzusehende, aber medizinisch indizierte Tätigkeit.

Heute sind wir dann auch eine Stunde früher gefahren, da wir noch in einer Mall einkehren wollten, um Bauchtaschen zu kaufen, die hier fast jeder im Krankenhaus mit sich rumträgt, um die nötigsten Materialien am Mann zu haben (da sie häufig auch einfach aus sein können).

FAZIT Tag 2: alles kam einem etwas bekannter vor und ein paar mehr praktische Tätigkeiten sind dazu gekommen (Urinkatheter, arterielle/venöse BGA, Burn Patient behandeln – jetzt noch nicht die spektakulärsten Dinge, aber man muss ja klein anfangen 🙂 ).

Also auf gehts, die neue Bauchtasche „vorbereiten“ und danach ab ins Bett, geht schließlich morgen wieder früh los. Wahrscheinlich haben wir die Hälfte von unserem Erlebten vergessen reinzuschreiben, aber die nächsten Wochen wird bestimmt noch einiges passieren, sodass wir viel zu berichten haben. Wir versuchen euch auf dem Laufenden zu halten und an unserem nächsten freien Tag (voraussichtlich Samstag) auch noch ein paar Bilder hochzuladen 🙂

Ein Gedanke zu „Bara Tag 1+2: Einstieg ins Abenteuer

  1. Hallo ihr Zwei, da wird einem ja schon beim Lesen schwindelig. Das wird aber eine unwiederbringliche Erfahrung für euch sein. Das Ausland macht uns doch immern wieder bewuss, wie gut es uns in Deutschland in allen Lebenslagen geht.
    Machts gut und passt auf euch auf.
    LG Axel und Kerstin

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