Woche 7: die Stunden sind gezählt

Woche 7: die Stunden sind gezählt

Nach der doch etwas ereignisreichen Woche zuvor, haben wir Montag nicht gearbeitet. Der 16.12. ist ja hier Feiertag (Day of Reconciliation) und das Bara dann meist gut besucht. Da wir wussten, dass an diesem Tag alle arbeiten wollten und wir sowieso der Meinung waren, dass der dieses Jahr eigentlich weniger „spektakulär“ sein müsste, haben wir hier den anderen den Vortritt gelassen. Die Tagschicht war wohl auch nicht besonders erwähnenswert. In der Nacht sind irgendwann 8 Patienten gleichzeitig nach einer Schiesserei im Resus gelandet. Da war wahrscheinlich schon einmal Aufregung.
Am Dienstag waren wir dann wieder für die Nachtschicht im Bara, diesmal aber nur zu zweit von Studentenseite. Ich wurde quasi direkt, nachdem die Schicht begonnen hatte, für den OP abgeworben, ohne zunächst genau zu wissen, worum es ging. Irgendwann stellte sich dann heraus, dass der recht junge Patient ein kugelfragment in der Arteria femoralis (im Oberschenkel) stecken hatte. Das war wirklich mitten im Gefäß! Das beschädigte Stück Arterie wurde entfernt und durch ein Stück Vene von der Gegenseite ersetzt. Mit der OP war ich dann auch fast 4 Stunden beschäftigt. Julian hat derweil fleißig im Pit ausgeholfen und genäht. Am frühen Morgen, kam dann noch ein Patient mit Schusswunde seitlich im Bereich der Schäfen: auf der einen Seite rein und auf der anderen raus. Und er war einigermaßen ansprechbar. Sehr faszinierend, hatten wir aber beide auch nicht näher etwas mit zu tun. Ich hatte im Laufe der Schicht nochmal die Chance, eine Thoraxdrainage zu legen, was deutlich besser geklappt hat, als beim letzten Mal 🙂 war aber auch ein junger schlanker Patient (wie eigentlich die meisten hier). Kurz vor Ende der Schicht ging es für Julian nochmal in den OP, um bei einer Laparotomie (großer Bauchschnitt) aufgrund einer Stichverletzung zu assistieren.

Mittwoch stand nun unsere letzte Nachtschicht und unsere letzte Schicht überhaupt im Bara an. Da wir nur etwa 4,5 Stunden geschlafen hatten und sich noch jemand anderes zusätzlich für die Schicht eingetragen hatte, waren wir hin und hergerissen, ob wir denn hingehen sollten. Schlussendlich haben wir uns dann aber doch dafür entschieden, wäre sonst auch irgendwie kein richtiger Abschluss gewesen. Seit Mittwochvormittag hatten wir in Swanage (unserer Unterkunft) übrigens kein fließend Wasser (stand irgendwie im Zusammenhang mit dem neuen Bohrloch), sodass wir uns mit Regenwasser und Trinkwasser aus Kanistern behelfen mussten. Auch irgendwie abenteuerlich. Nun gut, es ging also auf zur letzten Bara-Schicht. Gemischte Gefühle: froh darüber, keine anstrengenden langen Und teilweise nervigen Schichten mehr zu arbeiten; aber auch traurig darüber, nicht mehr im zumeist sehr netten Team zu arbeiten, in dem man auch eine Menge gelernt hat. Los ging es mal wieder mit Nähen im Pit. Ich hab mir durch Zufall einen sehr unkooperativen (auch betrunkenen) Patienten, der Opfer eines „Mob assaults“ (wurde von mehreren Leuten verprügelt) war, angelacht und war mit ihm einfach mal knapp 4 Stunden beschäftigt: Vorfall von Polizei und Bekannten schildern lassen, untersuchen, putzen (das Gesicht war aufgrund diverser Verletzungen mit einer einzigen Blutkruste überzogen) und schließlich nähen (mindestens 8 Wunden im Gesicht und Kopf). Es hat nicht gerade geholfen, dass er sich vor allem beim nähen DIE GANZE ZEIT bewegt hat und immer in die sterile Fläche gefasst hat. Fairerweise muss man dazu sagen, dass er zusätzlich zum alkoholisiert sein auch noch diverse Frakturen im Gesicht und am Kopf hatte, sodass er dadurch eventuell auch etwas beeinträchtigt war. Zwischendurch habe ich Julian kurz im Resus zugeschaut/assistiert, als er seinen ersten ZVK gelegt hat, yeah! Dann ging es für Julian für ne ganze Weile mit Resus Patienten ins CT, während ich mich wieder meinem Patienten gewidmet habe. Nachdem der mit Röntgenbildern wieder zurück war, auf dem wir einen Pneumothorax erkannten, wurde er endlich in den Resus upgegradet, um dort an einen Monitor zur Überwachung zu kommen und eine Thoraxdrainage gelegt zu bekommen. Die hat Julian übernommen und auch quasi komplett alleine gemacht; die Ärztin hat nach Nachfrage nur einmal kurz draufgeschaut. Hat gut geklappt und somit gab es kurz vor Ende unserer Schicht noch ein Erfolgserlebnis. Was für ein guter Abschluss einer sehr aufregenden, anstrengenden, aber sehr lehrreichen Zeit am Bara. War danach schon etwas merkwürdig, die Flure ein letztes Mal entlang zu laufen und uns auf den Heimweg zu machen.

Geschlafen haben wir auch wieder nur so 4 Stunden. Diesmal aber um uns wieder auf den Tagrhythmus umzustellen. Somit hatten wir aber auch noch ein wenig Zeit unseren kommenden einwöchigen Urlaub entlang der Garden Route zu planen. Bisher hatten wir nur Flüge und Unterkünfte gebucht. Umso schockierter waren wir, als wir einen Mietwagen buchen wollten und sämtliche Anbieter und Buchungsportale uns mitteilten, dass es keine verfügbaren Autos mehr gibt. Nachdem wir aber diverse Anbieter durchtelefoniert hatten (von denen auch viele keine Autos mehr hatten, hier ist zur Weihnachtszeit einfach Hochsaison), wurden wir endlich doch fündig. So 100%ig geglaubt haben wir das aber erst, als wir die Autoschlüssel tatsächlich in den Händen hatten:D na ja, nachdem das mit dem Auto nun so gut wie möglich geklärt war, haben wir uns noch einige mögliche Unternehmungen angeschaut und abends ging es dann noch zusammen mit den zwei PJlern aus Lübeck und Alex zum Essen nach Melville. Ähnlich wie in Parkhurst gab es hier auch eine lange Straße mit vielen Restaurants, Cafes und Clubs. Da war ordentlich was los (vor allem für einen Donnerstag) und uns hat es dort auch noch besser gefallen als in Parkhurst. Schade, dass wir das erst jetzt entdeckt hatten. Essen und Abend waren auf jeden Fall super und nochmal ein schöner Abschluss. Zurück zu Hause haben wir dann noch unsere Rucksäcke gepackt (wir reisen mit Handgepäck) und sind (leider etwas spät schlafen gegangen).

Die Nacht auf Freitag war dann auch nicht mit Schlaf gesegnet, bei mir waren es immerhin 4-5 Stunden, bei Julian nur so um die 2. 5:30 klingelte schon der Wecker und kurz darauf ging es dann auch schon Richtung Flughafen. Unser Bolt (ähnlich wie Uber, aber häufig günstiger) Fahrer fragte witziger Weise zwischendurch nach dem Weg, obwohl er auf seinem Navi angezeigt wurde und auch ausgeschildert war 😀 auf jeden Fall hat alles gut geklappt und wir sind dann wohl behalten gegen 9 Uhr in George an der Küste gelandet und haben unser Auto bekommen (yeah!). Mehr zu unserer Reise gibt es dann im nächsten Blog 🙂


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